ANTON BRUCKNER - MUSIKANT GOTTES
28. SEPT. 19.30 UHR
Der Bachchor Salzburg widmet sich einem wesentlichen Teil des Kernschaffens Anton Bruckners, der laut eigener Aussage „bei der Kirchenmusik aufgewachsen“ sei. Mit dem Programm von Chorage #3 rücken Chorleiter Alois Glaßner und die SängerInnen die aufschlussreiche kompositorische Entwicklung Bruckners anhand seiner Sakralmusik in das Hörfeld.
Tickets für dieses Konzert im Kartenbüro der Stiftung Mozarteum, Theatergasse 2; Tel. +43 (0)662 873154, tickets@mozarteum.at oder online.
Bruckner, der als Chorknabe im Stift St. Florian und dann als Lehrer in seinem Heimatland Oberösterreich in der dörflichen Kirchenmusik mit der Aufführung von Kirchenliedern, Messkompositionen, Choralgesängen und Orgelmusik befasst war, begann bald selbst Sakralmusik zu komponieren. In fünf Schaffensjahrzehnten entstanden mehr als 50 geistliche Kompositionen: von Chorälen, Liedern, Motetten, Hymnen, Psalmen, Litaneien und Proprien bis zu kleinen Messen, einem Requiem und großbesetzten Messen mit Orchester. Der Bachchor wird sich in Chorage #3 besonders dem geistlichen A-cappella-Schaffen widmen.
Es gibt eine deutliche Zäsur in Bruckners Komponistenleben. Bis zu seiner Zeit als Stiftsorganist in St. Florian baute er auf der österreichischen, aus der Wiener Fux-Caldara-Tradition erwachsenen barocken Kirchenmusik bis hin zur Tradition der Haydn- und Beethoven-Epochen auf. Dann wurde er aber vom St. Florianer Prälaten zum Studium beim bedeutendsten Wiener Kompositionslehrer, Simon Sechter, geschickt. Bruckner schwieg als Komponist in diesen sechs Ausbildungsjahren, aus denen er dann mit seiner unverwechselbaren, eigenen Tonsprache mit ihrer meisterhaften Kontrapunktik und visionären Harmonik hervorging.
Der Bachchor singt Werke aus der Zeit „vor“ und „nach“ dieser Zäsur, um einen gravierenden und faszinierenden Unterschied hörbar zu machen. Auf der einen Seite Werke klassischer Kirchenmusikandacht wie dem „Herz-Jesu-Lied“ und traditionsreiche Psalmvertonungen wie „Alleluja! Liebe erfüllt mich“, auf der anderen Seite kühne polyphone Kunstwerke, in denen die kontrapunktische Meisterschaft eines Palestrina und Bach in der Mitte des 19. Jahrhunderts angekommen war und von Bruckner mit seinen damals hochmodernen Kompositionsmitteln noch überhöht wurde.
Diese überwältigende, gigantische Musiksprache Bruckners, die harmonisch dem Himmel zuzustreben scheint, aber auch in Momenten spiritueller Versenkung zu sich kommt, wird vom Bachchor in Motetten wie dem siebenstimmigen, verzückten Offertorium „Ave Maria“ und dem vierstimmigen, geheimnis- bis machtvollen Graduale „Christus factus est“ entfaltet. Das Programm spannt einen Bogen über fünf Jahrzehnte Brucknerscher Kirchenmusik bis hin zum mystischen Vesperhymnus „Vexilla regis“, seiner letzten geistlichen Komposition, die der „Musikant Gottes“ laut eigener Aussage „nach reinem Herzensdrange“ zu Notenpapier brachte.
Zwischen den Chorwerken werden die für Bruckners Heimatland Oberösterreich typischen Trauermusiken für Posaunen (Aequale) und drei der wenigen notierten Orgelwerke des weltbesten Orgelimprovisators des 19. Jahrhunderts erklingen.